Kölner Zustände am 10. Januar

Wir versuchen, hier die Geschehnisse des gestrigen Abends und die Pressekonferenz der Polizei zusammenzufassen. „Spaziergänge“ mit dem Ziel, „die Stadt“ zu „säubern“ oder für die „Sicherheit unserer Frauen“ zu sorgen, sind nach den Ereignissen der Silvesternacht zuhauf in den sozialen Medien angekündigt worden. Dabei war zu erwarten, dass es zu rassistischer Gewalt kommen würde, diese wurde teilweise auch wenig verklausuliert angedroht. Während viele Menschen seit Tagen von einer Zunahme verbaler Diskriminierung und Drohungen berichten, gab es gestern nun mindestens vier physische Angriffe.

Bei der Pressekonferenz berichtete die Kölner Polizei von vier gezielten Angriffe auf Menschen „nicht-deutscher Herkunft“.

Gegen 18.40 Uhr sei eine Gruppe von sechs Pakistanis in der Trankgasse angegriffen worden. Sie gaben an, eine Person „aus Afrika“ sei von einer 25-köpfigen Gruppe verfolgt worden und zu ihnen geflüchtet. Daraufhin seien sie von der Verfolgergruppe geschlagen und getreten worden. Die Polizei habe 15 Deutsche in diesem Zusammenhang festgestellt, die Ermittlungen dauerten an. Um 19.00 Uhr sei ein Syrer am Hauptbahnhof von acht Personen angegriffen worden. Er habe zeitverzögert Anzeige gestellt. Kurz darauf seien am Kardinal-Hoffmann-Platz drei Personen aus Guinea angegriffen worden. Ein 19-jähriger sei aus einer Gruppe heraus mit einer Glasflasche attackiert worden. Gegen 19.30 Uhr sei dann am Andreas-Kloster ein 19-jähriger Syrer geschlagen worden.

Nachdem in verschiedenen Facebook-Gruppen zu „Spaziergängen“ aufgerufen worden war und man sich unter anderem für Sonntag 19 Uhr verabredet hatte, waren ab dem Nachmittag schon viele kleine und größere Gruppen selbsternannter „Bürgerwehren“, Hooligans, Rocker und Neonazis in der Innenstadt anzutreffen. Auch am Hauptbahnhof sammelten sich immer wieder Gruppen, die dann teilweise Richtung Altstadt und Rhein zogen.

Auf der Pressekonferenz gab die Kölner Polizei an, dass insgesamt 199 Platzverweise erteilt worden seien. 153 Personen habe man überprüft, bei 13 lagen Erkenntnisse aus dem Bereich der extremen Rechten vor, 18 stammten aus dem Rocker-/ Türsteher-Milieu. Ein Polizeisprecher wies auch auf drei Facebook-Gruppen – „Altstadt-Spaziergang“, „Armlänge“ und „Block 4“ – hin, in denen in den vergangenen Tagen zu „Spaziergängen“ aufgerufen worden sei.

In der Facebook-Gruppe „Köln spaziert für den Frieden und die Sicherheit“, einer selbsternannten „Bürgerwehr“, wird über gestern erhaltene Platzverweise gejammert. Dort werden die Ereignisse seit Silvester heftig und auch mit rassistischen Aussagen diskutiert. Die Gruppe umfasst mittlerweile über 4000 Mitglieder. Darunter einige, die scheinbar am Samstag bei PEGIDA dabei waren und über die polizeilichen Maßnahmen gegen die angeblich friedliche Veranstaltung schimpfen. Außerdem verabredet man sich für weitere Spaziergänge.

Weitere Hinweise gibt es auch auf ähnliche Vorhaben und Verabredungen für Dienstag abend. Also: Passt gut auf euch auf, nicht nur am Dienstag!

Solltet ihr was mitkriegen von „Patrouillen“, Angriffen oder Ansammlungen, meldet euch bei uns.