Podiumsdiskussion mit Corinna Genschel (Die LINKE und ‚Aufstehen gegen Rassismus‘), Marcus Staiger (Autor und antirassistischer Aktivist) und Hannah (Interventionistische Linke Berlin)
Mittwoch, 24. Mai 2017 | 19.30 Uhr | Autonomes Zentrum, Luxemburger Straße 93, Köln
Der aktuelle Aufstieg der Rechten in Europa und anderswo ist Ausdruck gesellschaftlicher Polarisierung und Entsolidarisierung – und zeigt damit auch eine Krise der Linken. Parteiprojekte wie die AfD profitieren von weit verbreiteten reaktionären und rassistischen Haltungen, finden Zustimmung in den unterschiedlichsten Milieus und ziehen in die Parlamente ein. Sie agieren in einem diskursiven Raum, den vermeintlich unabhängige Akteur_innen aus dem politischen Mainstream mit vorbereitet haben, versuchen ihre Themen zu setzen und konfliktäre Debatten zu eskalieren. Gleichzeitig stoßen linke Strategien, wie „Aufklärung betreiben“, Öffentlichkeit schaffen, gesellschaftliche Ausgrenzung oder Verhinderung von Auftritten rechter Akteur_innen, an ihre Grenzen. Auf der anderen Seite zeigt sich in der zunehmenden gesellschaftlichen Politisierung aber auch ein Potential für solidarische und emanzipatorische Politikansätze.
Diese Entwicklung hat zu breit geführten Diskussionen innerhalb der (radikalen) Linken geführt, die verschiedene Fragestellungen aufwerfen:
Sind die Erfolge von Parteien wie der AfD vor allem Ausdruck einer kapitalistischen Krise von Ausgrenzung, Entfremdungsprozessen und Abstiegsängsten sozialer Schichten oder sind sie in erster Linie ein kultureller rollback, der rassistische, nationalistische und antifeministische Positionen wieder neu sagbar macht? Von welchen Milieus wird dieser Rechtsruck mit getragen und forciert?
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die (radikale) Linke? Müssen wir in Anbetracht der realen Bedrohung von rechts vor allem Abwehrkämpfe führen oder gilt es gerade jetzt, verstärkt an eigenen Inhalten zu arbeiten und positive Gegenmodelle zu Neoliberalismus und Rechtspopulismus zu setzen? Wie können solche Alternativen in der politischen Alltagspraxis aussehen und an wen wäre eine solche Politik adressiert? Ist die bisher praktizierte kampagnenförmige Politik der (radikalen) Linken dabei ein erfolgversprechender Ansatz?
Damit einher geht die Frage nach möglichen Bündnispartner_innen: Ist es wichtig, möglichst breite Bündnisse gegen den Rechtsruck einzugehen oder benötigt die radikale Linke eine eigenständige Position in Abgrenzung zu den gesellschaftlichen Gruppen und Parteien, die für eine neoliberale und autoritäre Politik stehen? Wie ist in diesem Zusammenhang eine evtl. rot-rot-grüne Machtoption auf Bundesebene einzuschätzen?
Diese Fragen wollen wir mit verschiedenen Vertreter_innen der (radikalen) Linken und euch kontrovers-solidarisch diskutieren. Dafür laden wir euch am 24.05.2017 um 19.30 Uhr ins Autonome Zentrum Köln ein.
Corinna Genschel arbeitet für die Kontaktstelle „Soziale Bewegungen“ der LINKEN und ist Mitglied beim Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“.
Marcus Steiger ist Gründer des Hiphop-Labels Royalbunker, Journalist und linker Aktivist.
Hannah war Pressesprecherin bei Blockupy und hat sich in der Vergangenheit stark mit Europa und der Krise beschäftigt.